Von Magdeburg bis Groß Ammensleben sind es ungefähr 25 Kilometer. Ging man im Mittelalter zu Fuß, was ja die übliche Art der Fortbewegung war, brauchte man schon locker sieben Stunden. Ich wäre danach wohl nicht mehr zu gebrauchen gewesen. Zum Glück schafft mein Corsa diese Strecke in 30 Minuten und ich komme ohne Blasen an den Füßen ausgeruht an. Dass die Menschen früher zwangsweise fitter waren als wir es heute sind, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.

Groß Ammensleben ist heute ein Dorf mit ca. 1.350 Einwohnern.  Im Jahre 965 wurde es erstmalig mit der Bezeichnung „Nordammuneslevu“ als Gut der Grafenfamilie Hillersleben-Ammensleben erwähnt. Diese Grafenfamilie ging aus der Grafenfamilie derer von Grieben hervor, deren Stammsitz mit einer Burg bei Tangerhütte an der Elbe lag. Auch die Grafen von Meseberg entstammten dieser Familie und wer sich etwas auskennt in Sachsen-Anhalt weiß, dass es in der Niederen Börde und in der Altmark je einen Ort mit Namen Meseberg gibt, was darauf hinweist, dass diese Familie bei der Vergabe der Lehen ziemlich gut mitgemischt hat. Bei meinen Recherchen im Internet stieß ich auf eine recht ausführlich erforschte Familiengeschichte derer von Meseberg, die eine Fülle von Mord und Totschlag beinhaltet und deren Arm bis weit nach Brandenburg, nämlich genau auch in einen anderen Ort namens Meseberg am Hugenowsee reicht, wo der ehemalige Grafensitz heute das Gästehaus der Bundesregierung ist. Wir haben es hier also mit einer damals sehr einflussreichen Familie zu tun. Wer sich für die Machtkämpfe innerhalb einer Adelsfamilie interessiert, sollte einfach mal nach „von Meseberg“ googlen.  Der Stammbaum wurde von Nachkommen des Adelsgeschlechts sehr gut erforscht. Es ist hoch interessant.

Im Jahre 1110 stiftete Theoderich II. von Ammensleben und seine Frau Amulrada eine Kirche, die 10 Jahre später in ein Augustiner-Chorherrenstift umgewandelt wurde. Den Augustiner-Orden gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Chorherren, die zumeist Priester waren, legten ein Gelübde auf ihr Stift ab, lebten fromm, verzichteten auf persönlichen Besitz und waren seelsorgerisch tätig. Derartige Stiftungen gehörten bei den Adelsfamilien zum guten Ton, sicherte ihnen doch diese Investition freies Geleit in den Himmel. Aber auch wirtschaftliche Interessen standen dahinter. Der Stifter behielt die sogenannten Vogteirechte. Was war eigentlich ein Vogt, also jemand, dessen Bezeichnung bis heute noch in vielen Familiennamen weiterlebt?

Im Mittelalter waren nur wehrfähige Männer rechtsfähig. Unfreie Bauern, Frauen, Ordensbrüder, ja sogar ganze Klostergemeinschaften und Stifte brauchten Schutz im militärischen wie auch im zivilrechtlichen Sinne. Diesen Schutz übernahm der Vogt und ließ sich diese Dienstleistung gut bezahlen. So behielt der Stifter, wenn er gleichzeitig als Vogt tätig war, einen wesentlichen Einfluss auf das Geschehen im Kloster. Die Vogteirechte waren selbstverständlich vererbbar.

Einige Jahre später, gingen die Enkel des Theoderich einen anderen Weg. Die Benediktiner kamen in Mode. „Ora et labora“ (Bete und Arbeite) war deren Leitspruch. Benediktinerklöster wurden zu Wirtschaftsbetrieben mit entsprechenden Gewinnen. Was lag also näher, als das Kloster den Benediktinern zu überlassen. Versprach ein Kloster mit einer Gewinnorientierung dem Vogt ebenfalls einen höheren Anteil. So verließen die Augustinermönche das Kloster und zogen Richtung Sachsen. Der Magdeburger Erzbischof Norbert von Xanten stellte das neue Benediktinerkloster unter die Aufsicht des Klosters Berge, woher auch die ersten Benediktinermönche kamen. 1711 wurde dieses Ereignis in einem Bild festgehalten, welches im Chor der Kirche hängt.

Witzig ist, dass die Kleidung der dargestellten Personen so gar nicht in die Zeit des frühen Mittelalters passt. Ritterrüstungen kamen beispielsweise erst im 13. Jahrhundert auf.

1135 wird die Klosterkirche dem Heiligen Petrus geweiht.

Betritt man die Kirche so geht man durch ein romanisches Portal.

Typisch für diese Portale sind die nach innen abgestuften Säulen und das über der Tür befindliche Tympanon.

Es zeigt links eine Wirbelrosette und rechts das Angus Dei, das Osterlamm als Symbol für Jesus Christi.

Durch das Portal gelangt man nun in das südliche Seitenschiff und dann in das helle, gotisch anmutende Hauptschiff.

Zum Zeitpunkt der ersten Weihung war die Kirche noch flach gedeckt, so wie man es noch heute im nördlichen Seitenschiff sehen kann. Abgesehen vom gotischen Gewölbe ist das Langhaus in seinen einzelnen Bestandteilen jedoch noch sehr ursprünglich. Die dicken quadratischen Säulen zwischen den Rundbögen, die das Hauptschiff von den Seitenschiffen trennt sind typisch für die Romanik.

An den Säulen sind sogar noch die Kämpfer mit Schachbrett- oder Palmettendekor erhalten.

Bereits schon fünf Jahre nach der Weihung wurde das Kloster zur Abtei erhoben. Damit unterstand das Kloster direkt dem Papst und war sozusagen selbstständig. Betrachtet man nun noch die Lage des Ortes an der Lüneburger Heerstraße, die von Leipzig – Halle – Magdeburg – Vahldorf – Haldensleben – Calvörde –Uelzen bis nach Lüneburg ging, war die regionale Bedeutung des Klosters schon enorm. Im Übrigen gibt es in Calvörde, Celle und Haldensleben immer noch Straßen, die die Bezeichnung „Lüneburger Heerstraße“ tragen.

Im Jahr 1170 wird an die Klosterkirche die Nikolauskapelle angebaut. Vom Chor aus durch eine Tür in der Nordwand gelangt man in die Kapelle.

Eine langgestreckte Tonne überdeckt den Raum, der heute leider nur als Abstellraum genutzt wird. Wenn man den Raum betritt käme man eigentlich gar nicht auf die Idee, dass es sich um eine Kapelle handeln könnte. Eher mutet dieser Raum wie ein Flur oder ein Durchgang an.

Im Jahre 1193 brannte die Kirche fast vollständig aus. Die Wiedererrichtung dauert nur drei Jahre.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts stirbt die Stifterfamilie aus. Die Vogteirechte gehen an den Grafen von Regenstein über. Damit waren die guten Beziehungen zwischen Kloster und Vogt vorbei. Die Grafen von Regenstein nutzen ihre Vogteirechte derart aus, dass es für das Kloster nicht mehr tragbar war und so setzte man alles daran, die Vogteirechte zu erwerben um nicht mehr dem Diktat des Adels zu unterliegen. Die Not muss derart groß gewesen sein, dass das Kloster hierfür Ländereien verkaufte. 1273 war es dann soweit. Das Kloster war selbstbestimmt aber nun leider arm. Der ökonomische Abstieg folgte. Der zu dieser Zeit amtierende Abt hat sich mit diesem für diese Zeit noch recht ungewöhnlichen Vorgehen keine Freunde gemacht. Er wurde kurzerhand von einem Ritter erschlagen.

Mit dem ökonomischen Abstieg ging auch die moralische Verwahrlosung einher. Dies führt dazu, dass das Kloster für zwei Jahre unter die Aufsicht des Klosters Berge gestellt wird. Es verliert damit auch seinen Status als Abtei. Erst Anfang des 14. Jahrhunderts erholt sich das Kloster finanziell. Es beginnt eine rege Bautätigkeit.

So wird die Marienkapelle direkt an die Nikolauskapelle angebaut. Geht man also durch die Nikolauskapelle durch, was natürlich den Eindruck, dass es sich hierbei um einen Flur handelt noch verstärkt, gelangt man über ein paar abwärts führende Stufen in die Marienkapelle.

Am Kreuzgratgewölbe sieht man, dass die Gotik bereits Einzug gehalten hat. Was liegt dann näher, auch die Kirche einer Modernisierung zu unterziehen.

So wurde der Chor der Klosterkirche gotisch umgebaut.

Gleichzeitig wird die Ursulakapelle als Teil des Kreuzganges angebaut. In die Kapelle gelangt man über das nördliche Seitenschiff. Dies war auch gleichzeitig der Zugang zum Kreuzgang, der heute nicht mehr existiert.

Wenn man in der Kapelle steht, sollte man den Blick einmal nach oben wenden.

Das Sterngewölbe passt nicht dorthin. Offensichtlich wurde es „recycelt“, also einfach irgendwo ausgebaut und hier wieder eingebaut.

In diese Zeit fällt auch die Amtszeit des 19. Abtes. Dieser betrieb eine Falschmünzerei und war auch ansonsten sehr weltlich eingestellt. Vielleicht begann hiermit der erneute Abstieg des Klosters. Mönche teilten den Klosterbesitz unter sich auf, führten ein weitestgehend weltliches Leben und hielten sich Mätressen. Aber diese moralische Verwahrlosung ist nicht nur in Ammensleben der Fall gewesen. Viele Benediktinerklöster in Mitteleuropa geraten aus den Fugen und damit auch in den finanziellen Ruin.

Während man sich also dem Müßiggang und dem Verfall hingibt, besinnt man sich im Kloster Bursfelde in Niedersachsen auf die christlichen Werte und die Benediktinerregeln. Dieses Kloster erlebte damit einen wirtschaftlichen Aufschwung, was richtungsweisend für alle anderen Benediktinerklöster wurde und dies auf recht moderne Art und Weise. Es wurde die Bursfelder Kongregation gegründet. Klöster, die sich dieser Kongregation anschlossen, erhielten vom Bursfelder Kloster eine finanzielle Unterstützung. Dafür mussten sie sich verpflichten wieder ein strenges Leben nach den Benediktinerregeln zu führen. Darüber hinaus durften Landverkäufe nur mit Zustimmung des „Fördermittelgebers“ also dem Bursfelder Kloster getätigt werden. In regelmäßigen Visitationen wurden die Verwendung der Gelder und das Klosterleben an sich überprüft. Insgesamt schlossen sich 95 Klöster der Bursfelder Kongregation an, unter anderem auch das Kloster in Ammensleben. Damit konnte die Mitte des 15. Jahrhunderts drohende Auflösung des Klosters verhindert werden. Das gesamte Klostergelände wird saniert und viele Wirtschaftsgebäude werden neu errichtet.

Unter anderem wurde auch der Kreuzgang gebaut oder erweitert. So ist das schmale Stück zwischen der Kirche und der Ursulakapelle ein Teil des ehemaligen Kreuzganges.

Das erklärt auch, warum das nördliche Seitenschiff wesentlich schmaler ist als das südliche Seitenschiff. Man nimmt an, dass durch den späteren Anbau des Kreuzganges das Seitenschiff zugunsten des Kreuzganges verschmälert wurde.

Der Unterschied der beiden Seitenschiffe ist schon ziemlich gewaltig. Hier das südliche Seitenschiff...

Und hier das schmalere nördliche Seitenschiff.

Heute existiert der Kreuzgang leider nicht mehr. Von außen kann man die Existenz des Kreuzganges noch etwas besser nachvollziehen.

Auf der äußeren Nordwand der Kirche findet man noch Fragmente des Kreuzganges, wie hier die Reste der Gewölbe…

oder ein Epitaph.

Kurz nach dem Bau des Kreuzganges wird der südliche Nebenchor, die Kreuzkapelle, errichtet. Und da wir ja gerade draußen sind, passt es ganz gut, denn die Kapelle betritt man von der Südseite. Also einmal wieder zurück, um die Hauptapsis herum und dann gleich die erste Tür rechts.

Bevor man allerdings die Kapelle betritt sollte man noch einen Blick nach oben werfen.

Links oberhalb der Tür kann man einen wunderschön erhaltenen romanischen Bogenfries über dem Rundbogenfenster des Seitenschiffes sehen. Dieser Fries wird wohl die Kirche vollständig umlaufen haben.

Die Kapelle im Inneren ist sehr schlicht gehalten.

Das Besondere an dieser Kapelle sind allerdings die erhalten gebliebenen Tonfliesen. Diese Fliesen werden uns bei unserer Tour über die Straße der Romanik noch öfter begegnen.

1470 war die Erneuerung des Klosters im baulichen wie auch im geistlichen Sinne abgeschlossen. Im Zusammenhang mit dem Beitritt zur Bursfelder Kongregation hatte man auch Geld vom Kloster Berge erhalten und hierzu traf man folgende Vereinbarung:

Die Rückzahlung des „Darlehns“ ist nur fällig, wenn das Kloster Ammensleben von der Bursfelder Kongregation zurück tritt. Im Gegenzug werden alle Ansprüche vom Kloster Berge hinfällig, wenn dieses Kloster von der Bursfelder Kongregation zurück tritt. 100 Jahre später tritt letzterer Fall ein. Das Kloster Berge trat mit der Reformation der Augsburger Konfession bei. Somit war das Kloster Ammensleben die Schulden los.

Ende des 15. Jahrhunderts wird auch noch ein Brau- und Backhaus errichtet. Nun braute man allerdings mehr Bier, als man zur Eigenversorgung benötigte. Also bemühten sich die Mönche um den Verkauf des Bieres. Der größte Absatzmarkt hierfür befand sich natürlich im nahe gelegenen Magdeburg. Allerdings waren für die Einfuhr von Waren nach Magdeburg Zölle fällig. Und bereits damals wusste man genau, wie man hier tricksen konnte. Das Kloster besaß in der Leiterstraße (diese befindet sich heute noch ziemlich gegenüber der Grünen Zitadelle) ein Haus. Das Bier, welches man nun nach Magdeburg einführte, deklarierte man als Ware zur Eigenversorgung. Damit war die Einfuhr zollfrei. Tatsächlich richtete man in diesem Haus eine Gastwirtschaft ein. Leider hatte die Sache aber noch einen kleinen Haken. Das Bier durfte nur in der Gastwirtschaft getrunken werden. Sobald man das Haus damit verließ, wurde der Zoll nämlich fällig. Ob das nun kontrolliert wurde, ist nicht überliefert aber die „Ganz legalen Steuertricks“ wären auch damals schon ein Bestseller gewesen.

Wenn wir jetzt die Marienkapelle verlassen und ein Stück zurückgehen und uns vor die Apsis der Klosterkirche stellen, bietet sich dieses Bild.

Auf dem Foto erkennt man der Reihe nach von links nach rechts die Kreuzkapelle, die Apsis der Klosterkirche, die Nikoleikapelle (das ist die Kapelle, die aussieht wie ein Flur oder Durchgang) und die Marienkapelle.

Kurz vor der Reformation wird die Nikolaus- und Marienkapelle mit einem Fachwerkbau überbaut. Zuerst wird dieses Obergeschoss als Pfarrwohnung und zehn Jahre später dann als Krankenhaus genutzt. 1935 wird diese Überbauung wieder abgerissen, aber noch heute erkennt man bauliche Fragmente, die von diesem Obergeschoss zeugen.

In die gleiche Zeit fällt auch der Bau des Schäfertores, welches sich an der südlichen Grenze des Klostergeländes befindet. Es ist schon ein kleiner Spaziergang über den großen Hof bis dorthin. Aber dieser Spaziergang gibt einen ein schönes Gefühl, wie groß die Anlage einst gewesen ist und was die Mönche hier zu bewirtschaften hatten.

Wer durch das Schäfertor häufig ein und aus ging, sagt schon der Name.

Die Reformation überstand das Kloster relativ unbeschadet, obwohl es kurze Zeit protestantisch wurde. 1580 erfolgte dann die Rekatholisierung allerdings unter der Auflage, dass das Kloster nun auch einen evangelischen Priester beschäftigen muss und dass bei katholischen Predigten die Fenster und Türen zu schließen sind. Bei protestantischen Gottesdiensten wurde dann eine Holzwand vor den Altar geschoben, was noch bis 1960 gängige Praxis war.

Nun sind wir schon im 17. Jahrhundert und der Dreißigjährige Krieg zog über das Land. Immer wieder verwüsten durchziehende Truppen das Dorf und das Kloster. Die Kirche überstand den Krieg glücklicherweise weitestgehend unbeschadet. Das Kloster blieb katholisch. Den Preußen, die nun das Sagen hatten, störten sich auch nicht daran. Nur der Abt bekam eine neue Aufgabe. Er wurde immer wenn ein katholischer preußischer Soldat starb oder anderweitig geistlichen Beistand benötigte, verpflichtet zu ihm zu reiten. Das hierfür benötigte Pferd wurde natürlich vom Klosterhof bezogen. Da die Pferde aber für die Landwirtschaft benötigt wurden, beschwerte man sich bei den Preußen. Diese stellten dann ein protestantisches preußisches Militärpferd zur Verfügung, welches dann auf dem Klosterhof verköstigt wurde und wohl nach einigem Hickhack im Stall neben den katholischen Klosterpferden stehen durfte. Dass diese Geschichte so überliefert wurde, zeigt doch, dass dies ein ziemlicher Aufreger gewesen sein musste. Das Ganze ist jetzt 400 Jahre her und wir schmunzeln über protestantische und katholische Pferde. Wer weiß, über was unsere Nachfahren schmunzeln, wenn es um „fremde“ Religionen geht, die heute regelmäßig die aktuellen Nachrichten bestimmen.

Mit dem Einzug der Franzosen wird das Kloster aufgelöst. Von diesem Tag zeugt ein kleines Ausstattungsstück, was etwas lieblos in der als Abstellkammer genutzten Nikolauskapelle an einer Wand hängt.

Es sieht aus, wie ein Stiller Portier. Tatsächlich ist es aber ein frühzeitliches Outlook. In der mittleren Spalte sind sämtliche Mönche verzeichnet. In den beiden äußeren Spalten wurden die Räumlichkeiten des Klosters aufgelistet und jeder Mönch war verpflichtet ein kleines Stöckchen in die Spalte zu stecken, die seinem jeweiligen Aufenthaltsort entsprach.

Wenn man nun etwas genauer hinschaut, kann man im Kopf der mittleren Spalte eine handschriftlich hinzugefügte Notiz erkennen.

Dort steht: Sublati 2. Oct. 1804

Sublati steht für Auflösung und der 2. Oktober 1804 ist das Datum der Aufhebung der Klostergemeinschaft. Wenn ich solche Zeitdokumente finde, versuche ich mich, wie in diesem Fall, in den Schreiber hinein zu versetzen und hier stelle ich mir einen Mönch vor, der mit diesem Datum nochmals einen Schlusspunkt setzen wollte und den „Outlookkalender“ damit für alle Zeiten schloss.

Das Klostergelände wird nun eine Domäne, also ein landwirtschaftlicher Betrieb. 1808 verschenken die Franzosen die Domäne an General Ney. Michel Ney war einer der hochdekorierten Generäle unter Napoleon, dessen Name im Triumphbogen in Paris verewigt wurde.

Nach dem Abzug der Franzosen wird die Domäne wieder preußisch. Im 19. Jahrhundert wurden auf dem Gelände eine Zuckerfabrik und eine Branntweinbrennerei errichtet.

Im 2. Weltkrieg wurden einige der Glocken, darunter auch die Größte mit zwei Tonnen, zu Kriegszwecken eingeschmolzen.

1953 wird das Gelände dann Volkseigentum.

Am 13.11.1972 stürzt bei einem Sturm der Kirchturm auf das Kirchenschiff. Zwei Jahre später ist das Kirchenschiff wieder repariert und die Kirche erhält zudem eine Fußbodenheizung. Der Turm kommt 1981 wieder dazu.

Bei Schachtarbeiten im Kirchenschiff wird 1988 eine Memorialtumba gefunden, auf welcher ein Ritter dargestellt ist.

Am Fußende ist das Wappen der Grafen von Ammensleben dargestellt. Zeitlich ist die Memorialtumba so um 1500 einzuordnen. Sie diente wohl dem Andenken an die Stifterfamilie.

Nach der Wende wurde im Jahr 2000 das ehemalige Kloster wieder in das Eigentum einer katholischen Pfarrei rückübertragen.

Und damit schließt sich der Kreis der Geschichte.