Direkt am Dorfplatz liegt die kleine Dorfkirche. Als ich dort an einem herrlich Sommertag ankam zwitscherten die Vögel und auf dem Kirchturm begrüßte mich ein Storch.

Wesentlich geschäftiger muss es 1238 zugegangen sein, als die Bauern im kleinen Dörfchen Engerbu magnum ihrem Tagwerk nachgingen. Wer waren die Bauern? Der Namensgebung des Ortes nach muss es eine germanische Ansiedlung gewesen sein. Die Form des Dorfes lässt allerdings auf einen sogenannten Rundling schließen, was wiederum typisch war für eine slawische Ansiedlung. Wer auch immer hier gewohnt haben mag, die Kirche zeugt noch heute von fleißigen und frommen Menschen.

Im genannten Jahr, welches als Ersterwähnung gilt, wurde das Dorf vom Graf Siegfried von Osterburg und Altenhausen an Gerhard von Grafschaft Abt zu Werden und Helmstedt zurück gegeben. Die Kirche, die als Wehrkirche gebaut wurde, wird es zu diesem Zeitpunkt schon gegeben haben.

Der Aufbau der Kirche ist typisch für die Romanik in der Altmark. Ein Chor mit Apsis, ein eingezogener Kirchenraum und der massive Querriegel, der bei Gefahr als Fluchtturm diente.

Den Eingang zur Kirche auf der Westseite des Turmes wird es damals noch nicht gegeben haben. Diese wäre ja geradezu eine Einladung für den Feind gewesen vor dem man sich im Turm in Sicherheit brachte.

Dafür spricht auch die Verwendung der halbrunden Platten vor dem Eingang, die in mittelalterlichen Zeiten den Taufstein getragen haben.

Den damaligen Eingang findet man auf der Südseite der Kirche.

Betritt man nun die Kirche wird sofort klar, dass viele Umbauten, die Kirche im Laufe der Zeit maßgeblich verändert haben.

Direkt am Eingang auf der rechten Seite steht noch ein Chorgestühl. Dieses stammt wohl aus dem 16. Jahrhundert und man hat glücklicherweise Teile des Gestühls vor der Verwendung als Brennholz bewahrt.

Im Jahr 1420 treffen wir wieder gute alte Bekannte in Engersen. Die Familie von Alvensleben hatte auch hier ein Gut und somit maßgeblichen Einfluss auf das Geschehen im Ort und auch auf die Kirche.

So wurde um 1690 für die Familie eine Patronatsloge im Fachwerkstil angebaut.

Bis dahin werden die Herren von Alvensleben wohl im schon erwähnten Chorgestühl der Andacht gelauscht haben.

Man wusste sich vom einfachen Volk abzugrenzen. Sogar eine Heizung mit außen liegendem Schornstein hat man einbauen lassen.

Aber trotz aller Bequemlichkeiten, auch die Herren von Alvensleben sind den gleichen Weg gegangen, den auch der uns heute unbekannte Bauer gegangen ist. Und so zeugt eine im Bereich des Chores in der Kirchenwand eingelassene Grabplatte vom Tod des Ludolf XVII. von Alvensleben, welcher am 19. September 1733 im Alter von 81 Jahren, 4 Monaten und 12 Tagen gestorben ist. Besagter Ludolf war es übrigens, der die Patronatsloge bauen ließ.

In den Jahren 1738/39 wurde die Kirche modernisiert. Der Barock war in Mode gekommen und offensichtlich hatte man das Geld für eine Vielzahl von Ein- und Umbauten. So wurden die kleinen romanischen Rundbogenfenster vergrößert.

Aufgrund der Vergrößerung der Fenster musste dann wohl auch der seitliche Eingang geschlossen werden. Die Kirche bekam eine mit Ohrmuschelwerk verzierte Kanzel.

Die Altmark gehörte zu dieser Zeit bereits zur Mark Brandenburg. König Friedrich II. von Preußen, auch Alter Fritz genannt, ließ die Milde regulieren, was der Landwirtschaft zu einem ungeahnten Aufschwung verhalf.

1812 kauften Bauern das Gut für 50.000 Taler und 60 Jahre später musste der Innenraum der Kirche umgebaut werden, weil durch den Bevölkerungswachstum nicht mehr ausreichend Platz vorhanden war. Es wurde die Empore in der Form eines Hufeisens eingebaut.

Interessant sind die Zeichen an den Außenseiten. Hier erkennt man etwa einen Schmetterling, der die Auferstehung symbolisiert und damit für das Osterfest steht oder eine Taube, die den heiligen Geist darstellt und zu Pfingsten gehört. Die Räder wiederum stehen für eines der christlichen Sakramente. Die Ehe.

Somit hat die Kirche seit dem 19. Jahrhundert keine großen Veränderungen mehr erfahren. Sie ist wieder hübsch gemacht worden und die Aufnahme in die Straße der Romanik zeugt von Ihrer Bedeutung und Originalität. Und so wäre ich fast am Ende meines Berichtes. Aber etwas, was sich nicht in der Kirche befindet, gehört unbedingt noch erzählt.

Bis ungefähr 1900 zierte der Chor ein großes von der Decke hängendes Triumphkreuz. Nachdem die Kirche zuvor schon so umfangreich umgebaut und saniert wurde, musste natürlich auch das Triumphkreuz verschönert werden. Und so gab man das Stück nach Stendal zur Restaurierung. Als dann die Rechnung kam, schaute man nicht schlecht. Es war wohl doch teurer als gedacht, jedenfalls konnte der Geldbetrag nicht aufgebracht werden und man ließ das Triumphkreuz dann eben in Stendal. Und so kann man es heute im Altmärkischen Museum bewundern. Ich selbst war noch nicht da, aber ich hole es schleunigst nach und dann wird es auch ein Bild davon geben.

Am Ende meiner Reise durch die Geschichte von Engersen stand ich wieder auf dem Dorfplatz. Die Vögel zwitscherten noch immer, der Kirchturm strahlte im Sonnenschein, nur der Storch, der schnappte sich wahrscheinlich gerade irgendwo einen Frosch.