Hier steht man erst einmal wie gebannt vor diesem schwarzen, schmutzig wirkenden Gebäude. Und genau der Schmutz auf dem hellen Sandstein gab dem Tor (Porta) im Mittelalter seinen Namen. Nigra steht für schwarz, also „Schwarzes Tor“.
Eigentlich ein recht unförmiges, nicht ganz fertig wirkendes Gebäude. Und das ist gar nicht so falsch. Es wurde tatsächlich nie richtig fertiggestellt. Die Porta Nigra war eines von vier Stadttoren der römischen Stadtbefestigung. Sie wurde um 180 n.Chr. erbaut. Wenn man genau hinschaut erkennt man vier Segmente. Linker Turm, Mittelteil, rechter Turm (unfertig) und rechts noch einen halbrunden Anbau (zu diesem kommen wir später).
Verteidigungszwecken diente dieses Tor in römischer Zeit wahrscheinlich nicht, da die großen Tore nie eingebaut wurden. Es wurde wohl eher aus Prestigegründen so massiv errichtet, nach dem Motto: Schaut her ihr wilden Germanen, wer wir sind und was wir können!
Die oben gezeigte Ansicht ist von der Innenstadt aus fotografiert. Von der anderen Seite zeigt sich das Tor so.
Zu diesem Bild muss ich mal etwas Grundsätzliches anmerken. Etwas störend auf dem Foto ist der Schilderwald. Sicherlich könnte man das Bild bearbeiten und die vielen Verkehrsschilder entfernen. Aber damit würde es auch wieder unnatürlich wirken. Ich mag es halt realistisch, dafür aber auch nicht ganz so chic.
Hat man zur Römerzeit stadteinwärts geschaut, so bot sich folgender Blick.
Ein langer Weg stadteinwärts, gesäumt von Säulengängen, in welchen bereits wohl schon gehandelt wurde.
Schaut man heute von der Porta Nigra in Richtung Stadt, ist nichts mehr, wie es einst war.
Fast nichts. Denn auf den zweiten Blick, erkennt man die angedeuteten Säulenschäfte.
Stadtauswärts befand sich der Friedhof. Um mal eine Vorstellung davon zu bekommen, wie so ein Friedhof aussah, habe ich im Rheinischen Landesmuseum mal ein Bild gemacht von Grabsteinen der damaligen Zeit.
Diese monumentalen Grabsteine säumten damals die Straße vor dem Stadttor.
Heute ernüchtert der Blick von der Porta Nigra etwas.
In der Zeit vom Ende des Römischen Reiches bis ins Mittelalter verfiel die Porta Nigra. Die Stadt war im Niedergang. Da besuchte der sizilianische Mönch Simeon im Jahre 1028 die Stadt. Zu dieser Zeit waren Einsiedeleien stark in Mode. Und so ließ sich Simeon im Jahre 1030 im östlichen Turm (das ist der Turm, dem die Aufbauten fehlen) einmauern und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahre 1035 als Einsiedler. Er soll im Erdgeschoss des Ostturmes bestattet worden sein. Im gleichen Jahr noch wurde Simeon vom Papst heilig gesprochen.
Dies war Grund genug für Erzbischof Poppo, welcher bereits Simeon in die Stadt geholt hat, die Porta Nigra zu einer Kirche mit einem Stift und einem Wallfahrtsort umzubauen. Aus der heutigen Sicht eine recht clevere Marketingstrategie. Wenn man die Porta Nigra besichtigt, kann man in dem Raum, in welchem man die Einsiedelei vermutet, der Lebensgeschichte des Mönches lauschen.
Im Zuge des Umbaus der Porta Nigra wurde das Erdgeschoss mit den Toren vollständig zugeschüttet. Das erste Obergeschoss wurde zur Volkskirche. Eine große Freitreppe führte dort hinauf. Im zweiten Obergeschoss entstand eine Stiftskirche.
Ich habe bei meiner Besichtigungstour nicht schlecht gestaunt… so etwas habe ich wirklich nicht vermutet. Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Porta Nigra von den Römern erbaut wurde und seither so da stand. Wäre es so gewesen, würde es die Porta Nigra wohl nicht mehr geben, denn sie wäre dem Mittelalter-Recycling zum Opfer gefallen. Der Umbau zur Kirche hat das heutige Wahrzeichen der Stadt Trier regelrecht gerettet.
Das Stift dazu wurde an die linke Seite der Porta Nigra (von der Stadtseite aus gesehen) angebaut. Hier ein Blick aus der Porta Nigra in das noch vorhandene Stift, in welchem sich heute das Stadtmuseum befindet.
Die rechte Seite erhielt eine halbrunde Apsis, die auch heute noch vorhanden ist. Ein Blick in die halbrunde Apsis im 1. und 2. Geschoss
und in den Rundgang um die Apsis.
Im offenen Innenbereich der Porta Nigra wurden Decken eingezogen.
Noch immer sind die Wandreliefs der Kirche vorhanden.
Vom Stift aus verlief eine Freitreppe direkt in das 2. Obergeschoss, der Stiftskirche. Dieses ehemalige Fenster wurde zur Tür umgebaut, durch welche die Mönche die Kirche betraten.
Um vom linken zum rechten Turm zu gelangen sind sowohl auf der Vorder- als auch Rückseite Gänge vorhanden.
Und so stellt sich abschließend die Frage, warum sie jetzt wieder die Porta Nigra ist, wie wir sie kennen.
Und da kommt wieder ein alter Bekannter ins Spiel… Napoleon Bonaparte
Dieser verfügte 1804 den Abriss der Kirche.
Und so erstrahlt das Stadttor wieder in seinem alten „schwarzen“ Glanz.