Die letzte Eiszeit, auch Weichsel-Eiszeit genannt, begann ca. 115.000 Jahre v. Chr. und endete vor ca. 10.000 Jahren v. Chr.

Vor ungefähr 18.000 Jahren begann sich das Eis im Norden Mitteleuropas zurückzuziehen. Auf dem Gebiet von Brandenburg reichte es bis ungefähr an den Nordrand von Berlin. Der Barnim, nördlich von Berlin, ist ein großflächiges Hochplateau, was dadurch gebildet wurde, dass das Eisschild Unmengen von Gesteinsmaterial vor sich herschob. Als das Eis abschmolz, blieb das Gestein liegen und bildete das Plateau. Riesige Gesteinsbrocken aber auch unzählige Feldsteine sind Überbleibsel der Eiszeit.

Die große Schale vor dem Alten Museum ist aus so einem Granitblock herausgearbeitet worden. Aber auch wenn wir über das Berliner Straßenpflaster laufen, haben wir eiszeitliche Geschichte direkt unter unseren Füßen.

Das Wasser, welches durch das Abschmelzen entstand floss ab und bildete Urstromtäler. Diese Urstromtäler formten die Spree und die Havel. Besonders deutlich wird der Übergang vom Hochplateau zum Urstromtal an der Grenze zwischen Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg. Jeder, der schon einmal mit dem Fahrrad vom Alexanderplatz die Greifswalder Straße oder die Prenzlauer Allee in Richtung Norden befahren ist, kommt sich fast vor wie im Mittelgebirge. Naja, zugegeben, ein Mittelgebirge für Tiefländer.

Das Urstromtal der Spree reicht bis nach Teltow am südlichen Stadtrand von Berlin. In diesem Urstromtal gab es aber nicht nur die Spree, sondern auch andere kleine Flussläufe, die das Schmelzwasser zu den großen Strömen transportierten. Die Dahme, die Panke, die Wuhle und die Erpe sind solche Zuflüsse. Insgesamt war das Urstromtal eine feuchte und morastige Gegend. Dem trägt letztendlich auch der Name der Stadt Rechnung. Die Bezeichnung „Berlin“ ist slawischen Ursprungs und bedeutet nichts anderes als Ort in einem sumpfigen Gelände.

Wenn sich der Name „Berlin“ nun von einer von der Eiszeit geprägten Landschaft ableitet, müssten doch vielleicht auch die ersten Berliner in dieser Zeit auf den Plan treten. In einer Spandauer Kiesgrube fand man die Knochen von Tieren, die während der letzten Eiszeit Berlin und Brandenburg bevölkerten. Dies waren das Mammut, das wollhaarige Nashorn, das Rentier und der Riesenhirsch. Unter diesen Knochen fand man auch bearbeitete Knochen, wie quer durchtrennte Rippen, die am Ende zugespitzt waren. Über die C-14-Methode konnten diese Knochen auf ein Alter von ca. 55.000 Jahren datiert werden. Ob diese ersten Menschen zu den Neandertalern oder bereits zu einer Gruppe des Homo Sapiens gehörten, ließ sich bisher nicht eindeutig feststellen.

Nach dem Rückzug der letzten Gletscher bildete sich eine Art Tundra mit Moosen, Büschen und spärlichem Baumbewuchs. Das Gebiet des jetzigen Berlins/Brandenburg war zudem von Flüssen und großen Seenketten gekennzeichnet. Wer in einem der vielen Badeseen in Berlin badet, schwimmt direkt in einem eiszeitlichen Relikt. Beim Rückzug der Gletscher haben sich manchmal ganze Eisblöcke abgetrennt. Vom Hauptgletscher strömte weiter Wasser ab und schwemmte Erde, Sande und Steine mit. Der vom Gletscher abgetrennte Eisblockschmolz und das verbliebene Eis wurde mit Erde und Geröll abgedeckt und im dauergefrorenen Boden konserviert. Erst mit der weiteren Erwärmung schmolz dieses Eis und es entstanden meist kreisrunde Seen. Der Teufelssee, der Lehnitzsee, der Weiße See und noch viele andere Seen sind genau solche Toteisseen.

Am Ende der Eiszeit lebten Nager und Rentiere und am Ende der Nahrungskette der Fuchs, der Vielfraß und der Wolf in der Gegend von Berlin/Brandenburg. Als in den 40-er Jahren des 20. Jahrhunderts in der Rehwiese (Nähe Nikolassee) in Zehlendorf ein von Menschenhand bearbeitetes Rentiergeweih fand, welches als Axt diente, war klar, dass Jäger und Sammler die Gegenden hier durchstreiften.

Das aus dieser Zeit stammende Elchskelett, welches beim U-Bahn-Bau in der Nähe des Hansaplatzes gefunden wurde, kann man heute im Neuen Museum in Berlin anschauen. Weitere Funde aus dieser Zeit fanden sich am Tegeler Fließ in der Nähe des Tituswegs. Feuersteinstücke, Feuerstellen und Abfallgruben zeugten von der Anwesenheit der Jäger und Sammler. Das Leben der Steinzeitmenschen orientierte sich an den Jahreszeiten und damit verbunden an den Wanderungen der zu jagenden Tiere.