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Unser nächstes Ziel ist weder eine Kirche noch ein Kloster. Es wäre wohl eine Burg gewesen, so sie denn noch bestünde. Aber die Burg Plothe gibt es nicht mehr.  Dabei war sie Ausgangspunkt der Gründung Altenplathows und der Stadt Genthin.

Aber beginnen wir mit den Wenden, einem slawischen Stamm, der in dieser Gegend ansässig war. So wie die Germanen bauten auch die Slawen Burgen um ihren Machtanspruch auf ein bestimmtes Territorium zu zeigen. Ein Burgward Ploth erscheint als erster im Jahr 946 auf der Bühne der germanisch-deutschen Geschichte. Die Bezeichnung Ploth ist slawischen Ursprungs und bedeutet so viel wie Zaun oder Grenze. Dieser Name macht in Bezug auf die Nähe zur germanischen Grenze durchaus Sinn. Zur gleichen Zeit rang Otto der Große den Slawen weite Gebiete östlich der Elbe ab und gründete die Bistümer Havelberg und Brandenburg. Die Burg, die eigentlich eine Wasserburg war, gehörte nun zum Einflussgebiet des Bistums Havelberg. Als 40 Jahre später die Wenden die Gebiete östlich der Elbe zurückerobern, verschwindet die Burg für 150 Jahre vom germanisch-deutschen Geschichtsradar. Erst 1144 macht sie wieder von sich reden. Im gleichen Jahr in dem Graf Hartwig von Stade das Kloster Jerichow stiftet, verschenkt er auch die Burg Plothe und noch weitere Ländereien an den Erzbischof zu Magdeburg, Friedrich I. Graf von Wettin.

Und nun widersprechen sich die Aufzeichnungen. Einerseits wird angegeben, dass Herrmann als Burgherr vom Magdeburger Erzbischof eingesetzt wurde. Üblicherweise nannte sich der Adel nach seinem Stammsitz. In diesem Fall wurde aus Herrmann eben Herrmann von Plotho. Dafürsprechen würde gleichfalls, dass Herrmann bereits 1135 als Zeuge eine Urkunde unterschrieb. Demnach stand er dem Magdeburger Erzbischof schon recht nahe.

Andere Aufzeichnungen besagen, dass die von Plothos ein wendisches Herrschaftsgeschlecht waren und bereits vor dem Wendenkreuzzug der Burg als Burgherren vorstanden. Was mich hierbei etwas stutzig macht, ist die Tatsache, dass der Vorname Herrmann oder die damalige Bezeichnung Hermannus durchaus eine deutsch-germanische Namensgebung ist. Mag jeder selbst entscheiden, welche der Varianten die ihm sympathischere ist.

Auf jeden Fall starb Herrmann im Jahr 1170 und wurde in der Altenplathower Kirche beigesetzt. Demnach müsste die Kirche eine romanische Kirche sein. Tatsächlich errichtet wurde die Kirche aber 1903.

Leider war der Erhalt des romanischen Vorgängerbaus für die Gemeinde nicht finanzierbar, so dass man sich zu einem Neubau entschloss.

Schweren Herzens riss man die alte Kirche ab und fand die Grabplatte des Herrmann von Plotho. Sie war offensichtlich die Bedeckung eines Kastengrabes gewesen. Damit ist diese Grabplatte die älteste in der Region. Der umlaufende Schriftzug, der aus den Resten rekonstruiert werden musste, lautet:

„Thomas, Jacob, Sohn des Alphäus, Bartholomeus, Matthäus

Im Jahre 1171 am 1. Mai (starb) Herrmann

Ritter des Heiligen Mauritius und Herr in Plote

Er Ruhe In Frieden“

Warum auf der Grabplatte nun 1171 als Todesjahr angegeben ist, aber in allen Aufzeichnungen von 1170 berichtet wird ist mir unerklärlich. Dass er in der Kirche beigesetzt wurde, spricht dafür, dass Herrmann auch Stifter der Kirche gewesen sein muss.

Die Nachfahren des Herrmann waren dann nicht weniger umtriebig. So geht beispielsweise die Erteilung des Stadtrechts an Kyritz auf die Plothos zurück. Die Burg selbst fiel nach dem Tod des Wolf von Plotho, welcher keine Nachkommen hinterließ, im Jahr 1294 an das Erzbistum Magdeburg.

Da das Adelsgeschlecht jedoch bereits weit verzweigt war, bestehen Familienzweige bis in die heutige Zeit.

Die Grabplatte fand in der neuen Kirche in einem Nebenraum zum Chor einen würdigen Ort und da Herrmann für die Region eine herausragende Persönlichkeit darstellt, ist die Aufnahme seiner Grabplatte in die Straße der Romanik nur gerechtfertigt.