Man weiß nicht, was zuerst auffällt, wenn man die Kirche das erste Mal sieht. Der gewaltige Turm oder das massive rote Querhaus. Wer jedenfalls eine dem Augenschein nach romanische Kirche erwartet, wird enttäuscht sein. Dabei fing alles sehr romanisch an.

Schon um ca. 1175 ist der Bau der Kirche bezeugt. Ein Chor mit halbrunder Apsis, ein Langhaus und der Turm und das Ganze aus Feldsteinen, so sah sie aus.

Feldsteine waren das günstigste Baumaterial, was die Gegend hergab. Die Felder waren und sind heute noch voll davon. Rohrberg liegt im Bereich einer Endmoräne. Das Eis der letzten Eiszeit reichte vor ca. 20.000 Jahren bis hierher und schob Geröll und Sande vor sich her. Mit dem Abtauen der Gletscher blieben die Geröllmassen hier einfach liegen und dienten tausende Jahre später dem Menschen als Ärgernis beim Feld bestellen aber auch als Baumaterial.

Wenn man sich das Feldsteinmauerwerk betrachtet, stellt man fest, dass man schon etwas bemüht war eine durchgehende Lagerfuge zu erhalten, aber geglückt ist es tatsächlich nur teilweise.

Man hat die Steine auch nur so behauen, dass Sie in der Front eine relativ ebene Fläche ergeben. Eigentlich auf den ersten Blick eine etwas minderwertige handwerkliche Arbeit, aber wenn man sich verdeutlicht, was es heißt runde Feldsteine zu verarbeiten, sollte jedem klar sein, dass ein moderner Maurer hier wohl schier verzweifeln würde. Letztendlich zählt das Ergebnis und das heißt, die Kirche steht seit 850 Jahren.

Der Turm, ein Stück vom Langhaus und die Apsis sind noch weitestgehend ursprünglich. Der Chor und ein Teil des Langhauses wurden überbaut und es bedarf schon einiger Phantasie sich die Kirche im 12. Jahrhundert vorzustellen. Da wir gerade auch beim Mauerwerk waren, hier noch ein Foto, wo man deutlich erkennen kann, wo der neuzeitliche Überbau an den alten Feldsteinbau anschließt. In diesem Fall ist es die Apsis am jüngeren Querhaus.

Geht man nun in die Kirche hinein, kann man sich nur noch vom Querhaus aus mit dem Blick in Richtung Turm eine Vorstellung machen, wie die Dimensionen der romanischen Kirche waren.

Die Fenster waren ursprünglich wohl etwas kleiner und damit war die Kirche auch um ein Vielfaches dunkler.

Bei der Innenausstattung stammen nur noch die Sakramentsnische und das Taufbecken aus der Zeit der Erbauung der Kirche.

Im 18. Jahrhundert wurde die Sakramentsnische im Stil der Spätgotik aufgepeppt.

Wesentlich ursprünglicher ist aber der romanische Taufstein.

Das massive runde und sehr schmucklose Taufbecken steht auf einem umgedrehten Würfelkapitell. Aufgrund der umlaufenden Wulst zwischen dem Becken und dem Fuß würde ich fast davon ausgehen, dass beide bereits seit ihrer Entstehung eine Einheit bilden. Aber das ist auch nur eine Vermutung.

Die Kirche in Rohrberg gehörte damals zum Bistum Verden. Die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung Rohrberg erfolgte im Jahr 1212. Da die Kirche jedoch bereits seit mindestens 35 Jahren stand, wird es das Dorf schon weit vorher gegeben haben. Dem Namen nach ist es eine germanische Ansiedlung, was aber eigentlich nichts besagt, da diese Gegend relativ dicht von Slawen besiedelt war.

1264 schenkte Graf Bernhard von Dannenberg die Kirche den Johannitern von Werben. Warum wohl sollte ein Graf eine Kirche wahrscheinlich samt Dorf verschenken? Bei meinen Recherchen stellte ich fest, dass besagter Graf im darauffolgenden Jahr verstarb. Vielleicht war diese Schenkung seine Eintrittskarte in den Himmel. Somit gingen die Einnahmen der Kirche an den Johanniterorden in Werben.

Im Jahr 1337 erhält die Kirche eine Glocke. Diese Glocke ist etwas ganz besonderes, denn der Glockengießer hat sich darauf verewigt. Mit den Worten „ego sum hermannus“ welche in der Außenwandung eingeritzt wurde, stellt er sich mit „Ich bin Hermann“ vor.  Zudem hat er sich auch körperlich auf der Glocke dargestellt. Er steht zwischen Maria mit dem Kind und der Heiligen Katharina. Hermann muss schon ein recht ausgeprägtes Selbstbewusstsein gehabt haben, sich derart darzustellen. Vielleicht war er aber auch ein besonderer Glockengießer, der sich diese fast schon als Anmaßung anmutende Abbildung leisten konnte. Ich habe leider kein Bild von der Glocke, aber in der Kirche hängen einige Darstellung und noch weitere Erklärungen aus.

Wie die Reformation in Rohrberg Einzug hält, ist mir nicht bekannt, aber die erste protestantische Predigt hielt 1531 ein Pfarrer namens Johannes Kerstens. Die Amtszeit des Pfarrers reichte bis 1593. Also musste der Pfarrer bei seiner ersten protestantischen Predigt in Rohrberg noch sehr jung gewesen sein. Und geht man jetzt davon aus, dass Luther 1517 seine Thesen veröffentlichte, so liegen nur 14 Jahre dazwischen. Dieser junge Pfarrer muss sehr engagiert gewesen sein und ich kann mir vorstellen, dass in diesem doch recht unscheinbaren Dorf der Einzug der Reformation für einige etwas zu schnell ging. Wahrscheinlich wurde die Umsetzung reformatorischer Gedanken auch von der zu dieser Zeit in der Gegend um Rohrberg herrschenden Grafenfamilie von Bartensleben getragen, die als äußerst tolerant in Glaubensfragen galten.

Gute 100 Jahre später und kurz vor der barocken Umgestaltung der Kirche wird ein neuer Taufstein geweiht.

In der Hochzeit des Barocks werden die Kanzel, welches von Moses getragen wird, und ein neuer Altaraufsatz eingebaut.

Der Altar passt sich perfekt der romanisch erhaltenen Apsis mit den markanten Fenstern an. Vielleicht war der Altar sogar der Grund, weshalb man die Apsis beim Bau des Querhauses erhalten hat. Ein Abriss wäre mit Sicherheit günstiger gewesen als der aufwändige Anschluss des alten Feldsteinmauerwerks an das neue Gebäude.

1742 stirbt das Adelsgeschlecht derer von Bartensleben aus. Das Patronat der Kirche geht auf die Adelsfamilie von Schulenburg über, die in der Gegend um Beetzendorf und Salzwedel zahlreiche Ländereien zum Lehen erhalten haben.

Die zum Ende des 18. Jahrhunderts eingebaute Verkleidung der Sakramentsnische trägt das Wappen des Gebhard Werner von Schulenburg einem preußischen Hofmarschall.

1884 erhält die Kirche ihren umfassendsten Umbau seit Bestehen. Bei einer Visitation wurde festgestellt, dass die Kirche nicht mehr der Größe der Gemeinde entsprach. Es musste angebaut werden. So erhielt die Kirche das massive Querhaus, welches sich über einem Teil des Langhauses und des komplettes Chores erstreckt. Mit diesem Umbau schaffte man sich die erste Orgel an, die auf der auch zu diesem Zeitpunkt errichteten Empore ihren Platz fand.

Im 20. Jahrhundert erfuhr die Kirche immer wieder Reparaturarbeiten und dies hört bis in die heutige Zeit nicht auf. Die Empore darf aktuell wegen Einsturzgefahr nicht betreten werden. Wie ich las hat der Holzschwamm sich in die Deckenkonstruktion eingenistet. Bleibt der Gemeinde zu wünschen, dass sich viele tatkräftige Helfer finden und vor allem, dass es Geldgeber gibt, die die Geschichte des Gebäudes zu würdigen wissen und denen der Erhalt der Kirche am Herzen liegt.